Elegante, großzügige Reisecoupés waren seit jeher eine Spezialität von Mercedes Benz, und ihre Premieren garantierten stets viel Aufmerksamkeit. Im Oktober 1971 war es wieder so weit: Damals sorgte der neue 350 SLC auf dem Autosalon in Paris für Staunen. Schließlich realisierte Mercedes sein großes Coupé erstmals nicht als Abwandlung der S-Modelle, sondern als Variante des sportlich gediegenen SL-Roadsters.

Aber: Der Mercedes C107 musste auch in seinem Premierenjahr einiges aushalten. Tester fremdelten mit den Jalousieattrappen an den Fenstern und der Fomgestalter und Visionär Colani lästerte über die seitlichen Waschbrettlinien. Allein: Die Kunden kauften das Coup*e trotzdem.

"Obwohl er schnell ist, beschränkt sich seine Sportlichkeit ausschließlich auf die äußere Form" schrieb im Oktober 1971 Tester Manfred Jantke über den SLC im Fachblatt "auto, motor und sport": "Im Übrigen dominiert der Komfort". Das war kein Wunder, sondern erklärtes Programm. Schließlich hatten die Konstrukteure die äußere Ähnlichkeit zum sechs Monate vorher präsentierten Roadster der Baureihe 107 betont, den Radstand der Viersitzervariante aber um 36 Zentimeter verlängert - der damit sogar sieben Zentimeter länger ausfiel als der Radstand der damals noch aktuellen S-Klasse der Baureihe W108. So fanden zwei Erwachsene ausreichend Platz im Fond, zumindest für eine Fahrt ins Wochenende. Das Gepäckabteil bot mit gut 300 Litern Volumen dagegen genügend Raum für die Utensilien auch größerer Reisen.

Der lange Radstand von 2.820 Millimetern, besonders jedoch das neue Fahrwerk mit seiner hinteren Diagonal-Pendelachse, überzeugte. Laufruhe und Komfort wurden seinerzeit bewundernd gelobt: "Man ist eigentlich immer erstaunt, wie schnell man fährt", schrieb Jantke, "noch bei Tempo 200 können sich die Insassen mit leiser Stimme unterhalten". Wozu man anmerken muss, dass Tempo 200 im Jahr 1971 exorbitant schnell war.

Über dem Fahrgastabteil streckt sich das flache Dach, das in eine riesige, in zwei Richtungen gewölbte, sehr schräg stehende Heckscheibe mündet, die wiederum dem Heck eine vergleichsweise große Länge diktiert und dessen Kofferraumdeckel im Gegensatz zum Roadster eine leicht konvexe Kontur aufweist.

In der Seitenansicht wird die Länge durch den größeren Radstand dokumentiert, und auch durch die Linie der Seitenscheiben, die, wie bei einem Mercedes-Benz-Coupé üblich, voll versenkbar sind, ohne störende B-Säule. Beim SLC stellte sich in dieser Frage jedoch eine Schwierigkeit: Der kurze Abstand zwischen Tür und hinterem Radlauf verlangte nach einem komplizierten und daher wahrscheinlich störanfälligen Dreh-Kipp-Versenkmechanismus, um die hinteren Seitenscheiben komplett verschwinden zu lassen.

Der Ausweg aus diesem Dilemma waren die später stilistisch nicht unumstrittenen, aber höchst markanten, doppelt verglasten "Sichtblenden" mit den eingebauten Lamellen, die das Seitenfenster unterteilen und so verkleinern, dass der vordere bewegliche Teil ganz versenkt werden kann.

Erstmals war bei diesem Auto der serienmäßige Verbandkasten in einer speziellen Mulde unter dem Heckfenster verstaut, Vorbild für alle folgenden Mercedes-Benz-Modelle.

Heute ist die Sichtweise natürlich eine andere: Heute wird dem 450er verziehen, dass er über 15 Liter - und , wenn es schmeckt, auch gerne mal 20 Liter oswe auch mehr  - trinkt. Und natürlich lassen wir den Vertreterkombis auf der linken Spur den Vortritt. Wir wissen, dass der SLC kein Sportwagen ist, er kleidet die Dickfelligkeit einer W116-S-Klasse bloß eleganter ein. Entsprechend wohlstandssatt walzt er über die Landstraße. Dunkles Stakkato untermalt die Beschleunigung. Untersteuernd sticht der lange Bug in Kehren und vermittelt dabei die bekannte Mercedes Banz-Souveränität. So muss das sein!
Die auf meiner privaten Homepage genannten Firmennamen und Firmenlogos sind in aller Regel gleichzeitig auch eingetragene Marken oder Warenzeichen und sollten
als solche betrachtet werden: Sie sind Marken der jeweiligen Eigentümer.
Eine komerzielle Nutzung jeglicher Form kann nur durch eine ausdrückliche Bestätigung des Urhebers genehmigt werden.
www.BuS-Bergmann.de
die Geschichte des SLC.


Fotogalerie
450 SLC

alles Weitere